WOLFGANG MELUHN – Erst jetzt…

Werke geschaffen | Ausstellung konzipiert | aufgebaut | nicht gezeigt | abgebaut und Katalog gedruckt!

Jetzt wird zum ersten Mal die komplette Ausstellung gezeigt. Die besondere Entstehungsgeschichte dieser Ausstellung können Sie unten im Einführungstext zur Ausstellung nachlesen. Oder Sie kommen zu einem der drei Künstlergespräche und erfahren vieles über die Kunst vom Künstler selbst.
Freitag 19.8. um 18 Uhr Führung des Künstlers durch seine Ausstellung
Dienstag 23.8. um 13:15 Uhr Kunst in der Mittagspause – ein Künstlergespräch mit Wolfgang Meluhn
Samstag 3.9. um 15 Uhr Ein Vorletzter Blick – Führung und Künstlergespräch mit dem Künstler
Ausstellung bis 10.9.2016
 Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9:00 bis 19:00 Uhr • und nach telefonischer Vereinbarung
AC-Treppenhausgalerie • Goebenstrasse 3 • 32052 Herford •
Gegenüber des MARTa
Galerist Claus-Dieter Tholen mit Malerei auf T-Shirts von Wolfgang Meluhn
Mehr Infos zur Ausstellung finden Sie auf der Seite der AC Galerie Claus-Dieter Tholen und viele Eindrücke auf dem Kunst Blog von Gabor Wallrabenstein, der auch diese Fotos zu Verfügung gestellt hat.
Eröffnungsrede „Erst jetzt“
Wolfgang Meluhn ist ein Maler und politischer Mensch, immer im Einsatz für die Kunst. Gerne bereit, um der Sache willen für Diskussionen zu sorgen.
Es sollte im Haller Kunstverein eine Ausstellung mit seiner Malerei geben. Ein Jahr arbeitete er an neuen Gemälde für diesen Ort. Als der Termin der Ausstellung gekommen war, begannen viele Kommunen Gelder für öffentliche Kunst einzusparen. Eine Folge davon waren z.B. Kürzungen der Ausstellungsdauer. Dies war der Anlass für Wolfgang Meluhn zu einer besonderen Kunst-Aktion.
Er baute die Ausstellung komplett auf, so wie sie geplant war und verschloss die Tür, ließ niemanden rein. Stattdessen diskutierte er mit Besuchern vor der Tür über die Wichtigkeit von Kunst im öffentlichen Raum. Getreu dem Titel der damaligen Ausstellung „Sehen müsste man können, doch wir haben nur lesen gelernt“.
Daraus entwickelte sich auch die Gesprächsrunde „Was wir haben ist Hartz 4, was wir brauchen ist Dürer 1“. Hier treffen sich Künstler, Kulturjournalisten, Industrielle, Kunstvereine und Museen aus OWL zum Austausch.
Meluhn erweiterte die Kunst-Aktion und stand wie ein Bibelverkäufer mit einem Schild „Kunst ist the answer“ vor Museen, Kunstvereinen und auch in Venedig auf der Biennale. Die Ausstellung und die Aktionen wurden in einem Katalog dokumentiert.
Das alles war 2009. Und erst jetzt! hat jemand gefragt, ob diese Ausstellung jemals öffentlich gezeigt wurde. Der Galerist Claus Tholen war neugierig auf die Originalmalereien.
Kommen wir nun also zur Malerei, zu dem was wir hier sehen.
Wolfgang Meluhns Bilder ereignen sich. Das gilt für seine Motive, wie für seinen Schaffensprozess. Die Motive entnimmt er der Alltagswelt, dem Straßenleben. Alles kommt dem Betrachter bekannt vor und doch anders, emotionaler.
Bildmotive sind für ihn nur ein roter Faden für das zu malenden Bild. Mit expressivem Pinselstrich beginnt er die Malerei, die sich während des Arbeitsprozesses verselbständigt. Jackson Pollock sagte einmal: „Wenn ich in meinem Bild bin, ist mir nicht bewusst, was ich tue“. Diese Äußerung nimmt auch Meluhn für sich in Anspruch, obwohl er gegenständlich arbeitet.
In jedem seiner Bilder gibt es Orte, die beim Malen passiert sind, an denen sich die Malerei verselbständigt hat. Es entstehen Figuren, die nicht geplant waren. Und gerade das interessiert Meluhn an seiner eigenen Malerei, sich überraschen lassen.
Auf die Frage warum seine menschlichen Figuren schwarz dargestellt sind, antwortet er: „Weil rot nicht geht und blau nicht geht und grün auch nicht“. Schwarz ist für ihn lediglich eine Farbe aus dem gesamten Farbspektrum ohne tiefere Bedeutung, sie ist alles zusammen.
Das Bild ist während des Entstehens einem ständigen Wandel unterworfen, bis der Künstler entscheidet: Fertig. Fertig heißt, seine Vorstellung von dem Motiv und der verselbständigte Malprozess haben die ideale Übereinstimmung erreicht. Auf diese Weise entsteht eine Malerei, die den Betrachter auf Entdeckungsreise mitnimmt. Von weitem lockt sie mit Bildbotschaften, von Nahem löst sie sich in gestische Malerei auf.
Kunst passiert, ist die Formel des unerklärlichen Schöpfungsprozess des Künstlers. Diese Unmittelbarkeit ist es, die dem Betrachter ermöglicht, eigenes Erleben in die Bilder hineinzutragen.