DaunTown-Atelier-Stipendium 2023

Das sieben Monate dauernde DaunTown-Atelier-Stipendium wurde dieses Jahr an den Künstler Yasin Wörheide vergeben. Er hat sich bereits seit einiger Zeit vor Ort eingerichtet und bringt nicht nur mit seinen Werken neue Impulse in die Ateliergemeinschaft ein. Mit ihm ist auch eine neue Gesprächskultur über den künstlerischen Prozess eingezogen.

Die Arbeitsweise von Wörheide ist genreübergreifend. Die Bandbreite der Werke geht von Malerei über Skulptur, Grafik bis zu neuen Medien. Mit seinen skulpturalen Arbeiten ist er der erste Keramiker in den DaunTown-Ateliers.

Inhaltlich beschäftigt er sich mit dem gesellschaftlichen Phänomen der Technik-Gläubigkeit unserer Welt, in der die Digitalisierung ein selbstverständlicher, normaler Teil des Alltagslebens geworden ist. Und den Zukunftsvisionen, in denen Transhumanisten davon ausgehen, dass die nächste Evolutionsstufe der Menschheit durch die Fusion mit Technologie erreicht wird oder der animistischen Idee, dass alle Dinge, auch Maschinen, beseelt sind. All diese Überlegungen setzt er in Bezug zu den alten Schöpfungsmythen.

Mit Yasin Wörheide zieht ein Künstler in das Atelierhaus, der außerdem in vielen kulturellen Bereichen zu Hause ist. So arbeitet er nicht nur als Bildender Künstler, er entwirft und baut auch Bühnenbilder für verschiedene Theater und ist als Musiker in Bands und Solo-Projekten unterwegs.


„Intrinsisches Fenster 1“ (1,60 x 1,80 m) ist der Titel dieser Malerei von Yasin Wörheide. Die Malerei am Anfang dieses Artrikels trägt den Titel „bestelltes Land“ (3,80 x 1,70 m).


Werke aus der Serie „alte Meister“, Öl auf Smartphone.


Detail aus der Arbeit „Mais“, Keramik


„Mais“ und „Tanz um den Fortschritt“.

„Das Rad“, glasierte Keramik.

Detail „Das Rad“.


Einblicke in das Atelier.

Neugierig geworden? Mehr gibt es auf der Internetseite von Yasin Wörheide zu sehen.

DaunTown-Atelier-Stipendium 2022

In diesem Jahr geht das DaunTown-Atelier-Stipendium an die Künstlerin Anna Bella Eschengerd. Für sieben Monate stellt DaunTown ihr einen Atelierraum zur Verfügung. Sie hat sich bereits eingelebt und einige Arbeiten geschaffen.

Anna Bella Eschengerd ist eine vielseitige Künstlerin. Ihr Arbeitsfeld liegt im Bereich der Zeichnung, der Performance und des Textes.

Ihre Zeichnungen lassen sich dem Surrealismus zuordnen. Sie beginnt an einer Stelle auf dem leeren Blatt mit einer zeichnerischen Geste, einer Linie oder einer Struktur, lässt dem Stift seinen freien Lauf und sieht dem Geschehen zu, um dann die Linien zu Formen weiter zu entwickeln. Aus den unbewußt entstehen Figuren, die sich fortwährend verändern, werden kryptische Geschichten und letztendlich großartige grafische Blätter. Diese Arbeiten ziehen in den Bann! Mit der gleichen Akribie, mit der die Künstlerin zeichnet, verfolgt der Betrachter die Bilddetails und versucht das Werk zu entschlüsseln.

In ihren Performances ist Anna Bella Eschengerd leise aber sprachgewaltig unterwegs. Sie reagiert auf den jeweiligen Raum oder das Publikum mit Bewegung und Sprache. Oft geht sie auch künstlerische Kooperationen mit Musikern ein. Ein Beispiel ist das zum Teil in DaunTown entstandene Werk „Alles ist zerleuchtet“. Hier hat Anna Bella Eschengerd einen Text geschrieben, die Buchstaben kodiert und zusammen mit dem Musiker Willem Schulz in Noten transformiert. Die sich daraus ergebende Partitur wurde als Konzert für Cello, Klarinette und Mezzosopran aufgeführt. (Text im Anhang). Das Video dazu gibt es hier: „Alles ist zerleuchtet“

Ihr großes Sprachtalent nutzt sie im Atelier auf besonderer Weise, als vierte DaunTown-Stipendiatin ist sie die erste Künstlerin, die hier ein Atelier-Tagebuch schreibt.

Anna Bella Eschengerd im Gespräch über Kunst im Atelier.

Noten-/Arbeitsblätter zum Text „Alles ist zerleuchtet“.

Alles ist zerleuchtet (von Anna Bella Eschengerd)
Das Spiegelkabinett wirft das Bild eines Verwirrten nach dem Gast, der sich seinen Weg ertastet. Erstickt in einem Lichtkasten: ein Vögelchen zur Rechten. Dem Tier tief ins tote Auge schauend verliert er Halt. Der ganze Leib stürzt nach in eine leuchtende Tiefe und findet sich zerbeult in einem Winkel. Die Grimasse steht Kopf und der Gast rappelt sich auf. Der Gang ist eng und ganz erleuchtet. Ein dunkler Krabbler robbt voran. Sein Kopf stößt sich von der niedrig Decke ab. Das einzige Licht, das aus ist, ist das Augenlicht, die ganze Helle ergibt kein Bild für den sich vorwärts Ringenden. 

Der Gast fühlt sich gequetscht von all dem Gleißen. Gast, Gast, was heißt das schon? Erinnern muss er sich! Von hinten wälzen sie sich schwergewichtig über ihn, den einzig dunklen Fleck an diesem lichten Ort. 

Er hockt sich hin, so gut es geht. Es ist sehr warm, er ist ganz falsch gekleidet für diesen Anlass. Vielleicht kann er seine Krawatte lösen und sein Jackett über die Schultern ziehen. Ein Clownsgesicht links bei ihm tut es ihm gleich. Dieser Narr steckt sich den Schlips zipfellängs in den roten Mund und schlingt ihn sich in den Hals, bis er sich selbst erwürgt. Mit sichtlichem Befremden verfolgt der Gast das Treiben. Da reißt es ihn aus den Schuhen, halswärts in ein weiteres Licht.

Die Hand, die Hand, er legt sie flach auf das, was sich gläsern zeichnet. Ein Gefühl zu fordern tritt er an mit leerem Stiefel. Was da ist, schwindet gleich unter seinem Tasten. Härte unter meinen Knien betet er nach inständig. Zwei Schwäne – gläsern – schieben sich, wie auf Befehl, an ihm vorbei. Wobei das filigran Gefieder schneidet nach ihm scharf. Er, Weichender, seines Fleisches sehr bewusst. 

Dann kommt die Liebe in Gestalt eines Tauben und übergießt ihn kühl obszön mit ihrer Nacktheit, dass er schamhaft um sich schaut, vor wem sie sich wohl exponiere, doch niemand da im Außen ist, das sich verzieht in gleißend hell. Die Liebe legt den Finger an den Mund und betont ganz salbend: nur er sei gemeint und ganz intim, weil alles so erleuchtet sei, das er bewandele. 

Quatsch prescht er gerade los, als er ins Rutschen kommt und auf dem wächsern Blut der Liebe seine Spur zu Tosen wischt in dem er dann von dannen zischt. Gebeult liegt er da am Ende in seinem Saft. Endlich in einem Aquarium wie es scheint. Es leuchtet so sehr, dass es fast kreischen müsste, wie es ihn überstrahlt, als er nach seinen Händen schaut, die wie ein Fremdes vor ihm sternen. Die Hand beschaut aus der Erinnerung, kein Band zu dem, was da vor ihm steht, lässt er das Tasten sein und tanzt ganz leise irr, so öffnet er den Schlund und schluckt das Licht und will es furzen, so entgrenzt ist er, doch es durchdringt ihn als von Gegenstand. Kein Widerstand dem groben Auge vor dem Guckekasten: ausgedünnt, zerleuchtet, hat nicht standgehalten.

Rhythmus und Groove

Das open string quartett bespielte zusammen mit Musiker-Kollegen die DaunTown Atelierräume.

Susanne Schulz – Violine
Christiane Kumetat – Violine
Dorin Daiber – Violine
Johanna Geith – Viola
Willem Schulz – Cello
Andreas Müller – Kontrabass

Das musikalische Spektrum bewegte sich zwischen Klassik, Jazz und Latin bis hin zu Neuer Musik, freier Improvisation und Performance.

Nicht nur die Musik war bewegend, auch das Publikum wandelte mit den Musikern durch die verschiedenen Atelierräume. Coronabedingt konnten nur wenige geladene Gäste das Konzert genießen.

Flötenzauber und Farbenklang

In einer Performance setzte Matthias Poltrock die Musik des Bremer Flötentrios Viaggio in Malerei um.

Poltrock übertrug malerisch simultan zur Musik die Emotion des Gehörten in seine Bildsprache.
Die rund 100 Besucher im Kirchenraum der St.-Judas-Thaddäus-Kirche erlebten so ein Konzert für viele Sinne. Nahm die Musik sie mit auf eine Zeitreise vom Mittelalter bis zur Moderne, so bildete die Malerei eine direkte Zeitachse zur Musik. Laute und leise Passagen, Tempo, Anspannung und Ruhe wurden nun sichtbar.
Das Flötentrio Viaggio (Barbara Heindlmeier, Tanja Ofterdinger,  Anette John) und Matthias Poltrock
Farbspiel der Flötentöne
Die Performance wurde fotografisch von Dr. Silvana Kreyer festgehalten

Orient 

Eine akustische Interpretation

Philip Sommermann interpretiert mit seinem selbst gebauten Spacecello den aktuellen Orient. Die Akustik vermittelt Eindrücke von Kultur bis Krise.
Als Kulisse für sein Video nutzte er das Atelier von Beate Freier-Bongaertz. Ihre aktuellen Arbeiten, speziell der fliegende Teppich, ergänzen seine Idee.

WASSER – das sensible Chaos

Performance mit Tanz, Musik und Video

Die Performance „Wasser – das sensible Chaos“ wird das Festival „kunst & gesund 2018“ eröffnen. 20 bayerische Städte veranstalten gemeinsam dieses große Kunst-Ereignis.
Wasser, künstlerisch interpretiert, bildet die Grundidee dieser interdisziplinären Aufführung, bei der Anna-Katariina Hollmerus mit ihrem Gesang einen wesentlichen Beitrag leistet.
Die Mitwirkenden dieser Performance sind:
Minako Seki – Konzept und Choreographie
Willem Schulz – Konzept und Komposition
Minako Seki – Butoh-Tanz
Anna-Katariina Hollmerus – Gesang
Fanja Raum – Sopransaxofon
Willem Schulz – Cello
Marcus Beuter – Fragment-recordings und Elektronik
Nils Willers – Text + Lichtdesign
Aleksandra Kononchenko – Video

12. April, 19 Uhr, Bad Kissingen, Regentenbau – Max-Liftmann-Saal

Minako Seki, Foto: Ulrich Heemann

Saimaa Konzerttermine

Anna-Katariina Hollmérus ist mit ihrer Band Saimaa auf Tour.

Hier gibt es kleine Hörproben vom Saimaa Trio.
Wer finnischen Tango live erleben möchte, sollte sich diese Termine vormerken.
Fr. 9.5.2014 Holle (bei Hildesheim) Glashaus
Sa. 10.5.2014 Itzehoe Kirche
Fr. 23.5.2014 um 20.00 Uhr im Amerikahaus Bielefeld, Saimaa mit Torgeir Vasswik (Norwegen) und Willem Schulz
Sa. 24.5.2014 um 20.00 Uhr BÜZ Minden, Saimaa mit Torgeir Vasswik (Norwegen) und Willem Schulz
Mehr Bühnenfotos bei tobifilm

Das Haus als Partitur

Cello-Performance von Willem Schulz
Willem Schulz lädt in diesem Projektzyklus Menschen ein, ihn wiederum einzuladen, ihre Orte musikalisch zu bespielen: Wohnungen, Häuser, Büros, Werkstätten, Ateliers, Gärten, Wälder …., Lebensräume, Arbeitsorte, Lieblingsplätze.
Daraufhin haben wir ihn nach DaunTown eingeladen, unsere Ateliers zu bespielen.
„Menschen geben unendlich Energie und Kreativität in die Gestaltung ihrer eigenen Lebensräume. Ich möchte diesen Räumen meine Aufmerksamkeit schenken, ja sie als aktuelle Museen betrachten und würdigen, indem ich sie mit meinem Cello aus verschiedensten Perspektiven resonnieren lasse, sie in Klang und Stille tauche, ihren Sinn ins Wanken bringe, Licht in Dunkel oder Dunkel in Licht versetze, Vielschichtigkeit errege und vor allem die vorhandenen Schwingungen aufzufangen versuche.
Musik und Performance nach der Partitur des Hauses!“ 
 
Willem Schulz ist der Gründer der DIAGONALE, dem Festival für Neue Musik, das am 5. Oktober 2013 in Bielefeld und am 6. Oktober in Gütersloh stattfindet.